Experimentiertheater: »Manhattan MEDEA«

Alles, was ich begangen habe bis jetzt,
nenne ich Liebeswerk…
Medea bin ich jetzt,
gewachsen ist meine Natur durch Leiden.
(Seneca, „Medea“)

Ja.
Hexe.
Vielleicht.
Vielleicht bin ich eine Hexe.
Aber dann –
was bist du,
der mich dazu gemacht hat.
(Dea Loher, „Manhattan Medea“)

Kindsmörderin? Zum ersten Mal dieser Zweifel. Ein spöttisches Achselzucken, ein Wegwenden, sie braucht unseren Zweifel nicht mehr, nicht unser Bemühen, ihr gerecht zu werden, sie geht. Uns voran? Von uns zurück? Die Fragen haben unterwegs ihren Sinn verloren. Wir haben sie auf den Weg geschickt, aus der Tiefe der Zeit kommt sie uns entgegen. […] Irgendwann müssen wir uns begegnen.
(Christa Wolf, „Medea. Stimmen“)

Was ist Medea? Ein Bild. Genauer gesagt: Ein Abbild einer Fiktion. Kennen wir Medea? Unsere Erwartungen stehen bereits fest. Und das seit Jahrtausenden: Das Schicksal der Medea ist seit Anbeginn besiegelt. Eine Geschichte, nichts weiter: Ein Mythos.

Nur die Wege ändern sich. Ich habe das Wahre im Dauernden gesucht.
Das sollte mein Fortschritt sein.

(Dea Loher, „Manhattan Medea“)

Euripides, Seneca, Franz Grillparzer, Christa Wolf und viele mehr pflasterten diese Straße auf der Medea durch die Zeit gewandert ist und immer wieder aufs Neue ihr Schicksal selbst in die Hand nahm. Mit der Inszenierung des Stücks „Manhattan Medea“ von Dea Loher fügen nun auch sieben Studierende der Theater- und Medienwissenschaft der FAU ihren eigenen Stein der Straße hinzu. Über den Zeitraum eines Semesters hinweg erarbeiteten sie gemeinsam ihre ganz eigene, persönliche Interpretation der mythischen Figur. Nur eine weitere Nachahmung – oder doch eine Neuerschaffung?

Mit: Alex Lasek, Lotta Janßen, Max Teschemacher, Milan Lukaschek, Oliver Mende
Regie: Simon Rauch & Benjamin Rupprecht
Text: Dea Loher