Odyssee – eine Spurensuche

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Presseschau: Vorberichte im FAU-Blog „MeineFAU“ (5. Juli 2016) und in den Erlanger Nachrichten vom 5. Juli 2016, außerdem eine Premierenkritik und ein kleiner Beitrag in den Erlanger Nachrichten vom 11. Juli 2016 (hier als PDF).

Nach dem Trojanischen Krieg will Odysseus nur nach Hause. Widrige Umstände und rachsüchtige Götter zwingen ihn und seine Gefährten jedoch jahrelang zur Irrfahrt durch reale wie erfundene Gewässer. ­Listenreich muss sich der Held vor allzu besitzergreifenden Damen, Seeungeheuern und anderen Ablenkungen retten und scheint dabei der Heimat keinen Deut näher zu kommen.

Das Institut für Theater- und Medienwissenschaft arbeitet mit dem Theater Erlangen anlässlich der Inszenierung Odyssee – eine Heimsuchung der Regisseurin und Autorin Juliane Kann (Premiere im Markgrafentheater am 9. Juli 2016, 19.30 Uhr, weitere Aufführungen am 17. Juni, 18.00 Uhr sowie am 18. Juli, 19.30 Uhr) zusammen. Studentische Arbeitsgruppen haben sich mit den Figuren und Themen der Odyssee beschäftigt und bieten dem Publikum in Performances, Installationen, Ton- und Videoarbeiten außergewöhnliche Ein- und Ausblicke.

Die studentischen Projekte

In alphabetischer Reihenfolge:

»angespült« von Anja Gmeinwieser

Sammeln oder Liegenlassen. Dinge, die das Meer an den Strand spült, verweisen oft auf menschliche Not oder menschliches Scheitern. Der Rettungsring, ein Schuh, ein Straßenschild und all dieser Müll laden ein zum All-inclusive-Urlaub.

»Blackout Poetry« von Alice Giesbrecht

In dem Projekt geht es um eine kreative Entfaltung der Beteiligten, indem sie eine Buchseite der Odyssee nach ihrem Belieben mit einem Marker so schwärzen können, sodass ein neues „Werk“ entsteht. Dabei kann es sich um einen neuen Inhalt handeln, wie z.B. ein Gedicht, eine Aussage, etc., es kann aber auch ein mit Worten gestaltetes Bild entstehen. Der Fantasie und Kreativität der Beteiligten sind in diesem Projekt keine Grenzen gesetzt, zudem befassen sie sich gleichzeitig mit dem Text der Odyssee und können sich einen Eindruck davon machen.

»Das Blau-Paradoxon« von Anna Bergen

»Das Blau-Paradoxon« soll bestimmte Gefühle, die in der Odyssee auftreten und oft nicht klar herauslesbar sind, mithilfe des Tanzes zum Ausdruck bringen. Dabei wird der Text stimmvoll vorgetragen. Auch soll durch blaues Licht und blauer Kleidung eine Meer-Stimmung hervorgerufen werden.

»CHRONOS 3000« von Didem Atar, Jana Dambach, Kristina Emilius, Michaela Mader, Sarah Rußwurm und Agnes Wiener

Wir schreiben das Jahr 3000. T.I.M.E. (Time Institute Middle Europe) wagt, was jahrhundertslang für unmöglich gehalten wurde: Sie schicken eine Person, die Forscherin Tal, auf eine Zeitreise. Eigentlich sollte sie nur ein Jahr in die Vergangenheit reisen und dann wenig später zurückkehren. Doch nach einer schwerwiegenden Explosion findet Tal sich im Jahr 2016 wieder, fast 1000 Jahre in der Vergangenheit! Dies ist der Beginn einer Odyssee durch die Zeit mit nur einem Ziel: zurück in die Gegenwart zu gelangen. Sie können Tals Reise auf YouTube folgen!

»erkenne dich selbst« von und mit Jessica Breunig, Alexandra Peh, Camilla Schlie, Constanze Schmidt

Mythische Figuren wie Sisyphos oder Tantalus müssen immer wieder das Gleiche tun. Sie können nicht anders. Nicht so Odysseus. Er stellt sich der Unausweichlichkeit des Schicksals entgegen. Auf Ihrem Weg zum Markgrafentheater müssen Sie sich entscheiden: Gehören Sie zum Typ Odysseus oder zum Typ Sisyphos?

Interaktive Lesung von Gina Estermann, Maximilian Fulde, Sophie Jürgens, Katharina Maier, Sandra Neumeier, Maximiliane Reichhardt

Wir möchten unsere Zuhörer einladen zu einer interaktiven Lesung, die ihnen sowohl die Möglichkeit bietet, den Weg der Geschichte selbst zu bestimmen, als auch die Gelegenheit, sich in die Geschichte der Odyssee einzufühlen und diese hautnah zu erleben.

»Irrfahrt der Liebe –  eine klangliche Familien-Odyssee« von Maleen Schulz-Kallenbach

Eine ohrenfällige Gefühlsachterbahn, in der man sich, wie in der Liebe, [ver]irren kann. Erfühlen, wen man hört; erhören, ob man wartet, sucht oder irrt. Akustische Kontraste erzählen die Gefühls-Odyssee der Charaktere Odysseus, Penelope und Telemachos.

»Irrfahrt der Sinne« von Mariana Isabel Ochoa Moreno, Simon Rauch, Nils Reißel und Benjamin Rupprecht

Die »Irrfahrt der Sinne« findet in einer Installation statt, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen soll. Verschiedenste Motive der Odyssee werden aufgegriffen, in einen modernen Kontext gebracht und mittels Licht, Bild und Ton erfahrbar gemacht.  Eine Gruppe von Besuchern wird mit einer alltagsbezogenen Odyssee der Sinne innerhalb verschiedener Formen konfrontiert, etwa in Form technischen Fortschritts, gesellschaftlicher Zwänge oder in der eigenen inneren Welt.  Diese neu kreierte Welt hat zwei Ansprüche: dem Besucher die Tür zu seinen Empfindungen zu öffnen und Möglichkeiten zur Überbrückung des eigenen Abstandes zur antiken Odyssee zu bieten. Es bleibt jedoch den Besuchern offen, welche Motive sie für sich entdecken und inwieweit dem vorgeschlagenen (Irr)Weg der Sinne folgen.

»Jugend in der Odyssee« von Sarah Schneider

Wenn Sie sich schon immer einmal gefragt haben, wie Odysseus als Jugendlicher in der heutigen Zeit leben würde, oder was das Erwachsenwerden mit der Odyssee zu tun hat, sind sie bei diesem Projekt genau richtig. Anhand der Textvorlage von Homer wurden Kernaussagen entwickelt, die mit dem Erwachsenwerden in Zusammenhang gebracht wurden. Die dabei entstandenen Ergebnisse können Sie vor Ort nachlesen und erhalten zusätzliche Informationen zum Entstehungsprozess.

»Das Literarische Meer« von Cornelia Baier und Tetyana Tryhub

Eine Wandfläche wird mit dem Text der Odyssee tapeziert. Das Publikum kann den Blick schweifen lassen und in den Text „eintauchen“.

»Odyssee der Flüchtlinge!« von Anna-Lena Kippes

Kann die Odyssee auf die aktuelle Flüchtlingssituation übertragen werden? Erzählungen einer Zeitzeugin werden mit aktuellen medialen / politischen Kommentaren und Überschriften über die Flucht in Bezug gesetzt. Welche Unterschiede und Parallelen gibt es ? Um dies herauszufinden, sind Sie herzlich eingeladen zu kommentieren, zu diskutieren und zu kritisieren!

»Die Odyssee ohne Odysseus – was bleibt da noch?« mit Rima Brandt, Mario Fröhlich, Lena Götz, Sebastian Hilbert und Hannah Niewerth unter der Leitung von Lea Schmocker

Eine Schicksalsgemeinschaft von Odysseusgeschädigten mischt sich unter das Publikum und sucht Gehör. Was geschieht, wenn ein Zyklop, ein Lotophag, eine Meeresgöttin, eine Zauberin und der Göttervater sich zusammentun und sich als FremdenführerInnen verdingen müssen? Zusammen mit den ZuschauerInnen begeben sie sich auf eine Reise, die sowohl verwirrend als auch aufschlussreich ist.  („Ich muss dringend pinkeln.“- Zeus)

»Die Suche nach dem Sinn« von Cornelia Baier und Tetyana Tryhub

Es wird ein Memory erstellt, das sowohl Bilder der Odyssee aus der bildenden Kunst enthält die zusammen mit einem Bild der heutigen Zeit aus Presse etc. thematisch als Paar funktionieren. Die Zusammenhänge des Paares können sowohl in der visuellen Ähnlichkeit oder auch in der Metaebene erkannt werden. Das Publikum soll diese Paare individuell zusammenstellen.

»Wo immer« von Nina Dietrich, Saskia Botzner, Marie Coring, Ludmila Hansen, Christin Schmidt, Christine Gerstner und Tobias Koralus

Die Götter zogen Fäden und verwoben sie zu Mustern, die keinem Gesetz unterworfen waren. Aber gemäß den Linien ihres Musters kreuzten sich die Lebenswege, verbanden und umschlangen sich oder strebten auseinander. Mal waren die Fäden lang, wurden zu ihrem Ende hin immer dünner, bis sie schließlich nur noch in einer Faser endeten, oder sie waren kurz, der Faden schien gerade an seiner kräftigen Mitte gerissen zu sein. Da half kein Fluchen und kein Bitten und Betteln, dem Willen der Götter konnte sich niemand entziehen.

Am Premierenabend und den beiden Vorstellungsterminen beginnt die Reise des Publikums bereits auf dem Gelände der Philosophischen Fakultät an der Bismarckstraße: Studierende des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft zeigen die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Begriff und der Form des Mythos, mit den Motiven von Suche, Irrfahrt und Heimkehr, mit den Figuren Homers und mit den vielfältigen Transformationen seiner Erzählung in Kunst und Kultur.

Odyssee – eine Spurensuche startet im Experimentiertheater in der Bismarckstraße 1 in Erlangen:

  • Samstag, 9. Juli, 18:00 Uhr,
  • Sonntag, 17. Juli, 16:30 Uhr,
  • Montag, 18. Juli, 18:00 Uhr.